Kreisgruppe Ammerland

Biodiversität im Ammerland - wie fördern?

Rege Diskussion zwischen BürgerInnen und Kommunen im LIZA

Intensive Diskussion und viele Vorschläge (Foto: D. Grausdies)

Anlass der Veranstaltung am 21. März 2024 war eine Anfrage der BUND-Kreisgruppe 2023 an die Gemeinden im Ammerland, wie die Gemeinden zurzeit die Biodiversität fördern und was sie zukünftig tun wollen. An diesem Abend wurden im LIZA (Landschaftsinformations-zentrum Ammerland) die Ergebnisse vorgestellt und im Anschluss in Workshops Maßnahmen konkretisiert und diskutiert - mit VertreterInnen der Gemeinden Edewecht, Bad Zwischenahn und Westerstede.

Die Antworten der Gemeinden

Alle Gemeinden haben geantwortet und alle fördern bereits die Biodiversität. Allerdings beschränkt sich dies häufig auf Maßnahmen, die die Kommunen ohnehin ausführen müssen, z. B. als Kompensationen für Eingriffe in Natur und Landschaft. Darüber hinaus und freiwillig werden eher weniger Aktivitäten zur Stützung der biologischen Vielfalt realisiert. Die Übersicht der Ergebnisse siehe Tabelle.

Die Workshops des Abends beschäftigten sich mit zwei Fragen:

  1. Wie sieht Ihre Vision der biologischen Vielfalt im Ammerland in 2030 aus?
  2. Welche Maßnahmen braucht es, um die Vision Wirklichkeit werden zu lassen?

Viele Vorschläge kamen aus dem Plenum (siehe Ergebnisse Biodiv-Veranstaltung) und wurden diskutiert. Den gewünschten Maßnahmen wie Flächenentsiegelung samt der Rückbau von Parkplätzen, naturnahe Bepflanzung von Verkehrskreiseln und Entwickeln von Blühwiesen auf kommunalen Flächen, einem Verbot von Schottergärten und dessen Durchsetzung, das Pflanzen von neuen Gehölzen, Mikro-Wäldern und Obstbäume-Alleen standen die Zwänge und Nöte der Gemeinden gegenüber - und dass die Kommunen schon etliches zur Verbesserung der Biodiversität unternehmen.

In den Diskussionen wurde eine verbesserte Kommunikation zwischen Gemeinden und BürgerInnen angesprochen. Oft würden Maßnahmen wie z. B. ein Gehölzschnitt durchgeführt und finde keine ausreichende Information über das warum und weshalb statt. Ein weiterer Beitrag rief dazu auf, gerade die Menschen ansprechen, die sich nicht mit dem Thema Biodiversität auseinandersetzen, und eben auch Ratsmitglieder, da viele von ihnen andere Interessen verfolgten und nicht für den Artenschwund sensibilisiert seien.
Gleichwohl beschrieb der Leiter eines Tiefbau- und Grünflächenamtes die begrenzten Möglichkeiten wegen fehlender personeller und finanzieller Ressourcen: „Wir haben hier kein Informationsdefizit. Aber wie sollen wir es personell und finanziell schaffen?“ Hier wies eine Teilnehmerin auf die Möglichkeiten hin, die das kommunale Bündnis für biologische Vielfalt bietet - so wird z. B. Edewecht eine individuelle Beratung durch das Bündnis bekommen. (Exkurs„Bündnis Kommunen für biologische Vielfalt“, freiwilliger Zusammenschluss von heute 392 Städte und Gemeinden, dem Westerstede, Edewecht, Rastede und Wiefelstede ebenfalls angehören).
Der BUND machte als Resumee den Vorschlag, möglichst noch in diesem Jahr ein weiteres Treffen mit dem Schwerpunkt durchzuführen, wie Maßnahmen zur Steigerung der Biodiversität auch mit wenig Geld möglich sind, was die anwesenden VertreterInnen der Kommunen sehr begrüßten.

Mut zum Schnitt

Obstbaumpflege gewusst wie

Selbst Hand anlegen beim Obstbaumschnitt (Foto: Susanne Grube)

Knapp 20 Teilnehmer*innen besuchten den Obstschnittkurs und erlebten einen erkenntnisreichen Tag am 12. Februar, zu dem der BUND Ammerland eingeladen hatte. Referent Albert Nordmann erklärte am Vormittag den Obstbaumschnitt in der Theorie und anhand von Anschauungsmaterial. Er erläuterte die unterschiedlichen Schnittweisen an den verschiedenen Obstgehölzen und gab umfassend Antworten auf alle Fragen. Er machte auch klar, dass es sich bei Obstgehölzen um Kulturbäume handelt, die für eine qualitativ gute Fruchtbildung gepflegt werden müssten.

Nach einer stärkenden, selbst gemachten Suppe ging es dann auf die 2019 angelegte Obstwiese des BUND Ammerland, um der Theorie die Praxis folgen zu lassen. Dabei stand bei den jungen Bäumen der erste Erziehungsschnitt im Vordergrund. Welcher Ast soll als Leitast dienen, welche Konkurrenzäste sollten entfernt werden, um dem Baum eine Struktur zu geben? Welche Seitenäste sollen stehen bleiben, um zu Hauptästen entwickelt zu werden? Dabei wurde auch klar, dass sich die Obstbäume in der Realität nicht immer an die zuvor vermittelte Theorie halten. Für alle Fälle hatte Albert Nordmann eine Lösung und blieb auch auf der Obstwiese keine Antwort schuldig. Er machte Mut, in den ersten Jahren nicht auf den Ertrag, sondern auf die Zukunft des Baumes zu schauen und beherzt die Schere anzusetzen. Schließlich zeigte er auch an älteren, vernachlässigten Obstbäumen, wie man ihnen wieder Luft und Licht verschaffen kann, um ihnen die Fruchtbildung zu erleichtern. Auch die Teilnehmer*innen konnten selbst zur Schere greifen. Die Resonanz war durchweg positiv und ein Teilnehmer schrieb: „Wir gehen jetzt mit einer positiven und selbstbewussten Stimmung an die Pflege unserer Bäume, die wir im letzten und vorletzten Jahr gepflanzt haben“. Was will man mehr…

Herbstliche Fahrradtour zum Heilkräuter-Labyrinth-Garten in Haarenstroth

Blick auf's Kräuterlabyrinth (Foto: N. Grüther)

Am 24. Oktober hat die BUND-Kreisgruppe Ammerland eine 45 km lange Radtour zum Heilkräutergarten von Nina Grüther in Bad Zwischenahn-Haarenstroth organisiert. Schon der Weg zum Labyrinth-Garten „is nich umme Ecke“: Es hieß, an dem Briefkasten mit einem gelben "X" ginge ein unbefestigter Weg von der ohnehin schon abgelegenen Straße ab. Nach ca. 300 m gelangten die Radler*innen in einen kleinen Wald und zu einem „eingegrünten“ Häuschen im Grünen. Das Ziel war erreicht.

Nina Grüther führte durch den Garten, stellte alter Kräuter und Gemüsesorten vor, die unsere Gärten bereichern können und zugleich wertvolle Insektenweiden sind. Die Bewirtschaftung als Permakultur war ebenfalls Thema.

Auf ca. 4.000 m² überrascht eine große Vielfalt an bunten Staudenbeeten, Gemüse in Permakultur und 'Spontanvegetation'. Ein Heil- und Würzkräuter-Labyrinth mit über 200 verschiedenen Arten ist das Herz dieses wunderschönen Gartens. Die meisten Arten sind heimisch. Nina Grüther zeigte aber auch einige ethnobotanischen Besonderheiten, alte Kulturpflanzen, insektenfreundliche Stauden und mehr. Und zu all den Arten weiß sie eine Geschichte zu erzählen – über die Verwendung in der Küche oder als Medizin, aber auch die unterschiedliche Verträglichkeit der Pflanzen im Jahresverlauf.

Interessant ist auch die Entwicklung von Gemüse in Permakultur. Die Pflanzen meist alter Gemüsesorten suchen sich den Platz, den sie brauchen, an dem sie gut gedeihen können. Sie dürfen sich aussamen und dort heran wachsen, wo „es passt“. Hier und da muss natürlich ausgedünnt werden. Nina Grüther gibt die sich so entwickelnden Jungpflanzen dann ab.

Es gibt noch viel mehr Interessantes zu entdecken in dem Garten. Ein Besuch lohnt sich! Oder erst mal ein Besuch der Website: www.heilkraeuter-labyrinth-garten.de

Susanne Grube und Dieter Grausdies

Nisthilfen für Insekten mal anders

BUND Ammerland initiiert Projekt mit Grundschüler*innen

Einfach, kostengünstig, umweltfreundlich: Insektenhotels aus Ton  (Carola Bloß)

„Treffen wir uns nächste Woche wieder?“ war die Frage eines Schülers, der sichtlich Spaß hatte am Thema Insektenschutz. Mit ihm beteiligten sich 50 Schüler*innen der Grundschule am Wiesengrund in Bad Zwischenahn an einem Projekt zum Schutz und der Förderung von Insekten. Höhepunkt war die Gestaltung von Insektenhotels aus Ton. Hierzu gab es 3 Workshops, die im Juli 2021 in der Schule vor Ort stattfanden. Tatkräftig unterstützt wurden die Kinder von der Töpferin Anke Otto aus Wehnen. Ins Leben gerufen wurde das Projekt durch die BUND Kreisgruppe Ammerland. Die Niedersächsische BINGO-Umweltstiftung föderte das Projekt und übernahm sämtliche Kosten. Die Insektenhotels aus Ton bieten unseren Wildinsekten Nist- und Unterschlupfmöglichkeiten. Sie sind einfach, kostengünstig und umweltfreundlich herzustellen. Die fertigen Exemplare sollen nach der Trocknungszeit in den Gärten der Familien Platz finden. Dort können die Schüler/innen das weitere Geschehen beobachten und das Leben der Wildbienen kennenlernen. Hintergrund: Ton ist ein Naturprodukt und besonders langlebig. Meisen und Spechte können die Nistgänge nicht aufhacken. So ist die Wildbienen-Brut besonders gut geschützt. Wichtig ist ein Platz in sonniger Lage und der Schutz vor Regen.
(Artikel und Foto: Carola Bloß)

Auch Wiefelstede tritt dem Bündnis "Kommunen für biologische Vielfalt" bei!

BUND Antrag erneut erfolgreich

Tagpfauenauge (Foto: D. Grausdies)

Der Gemeinderat von Wiefelstede hat am 15.6.2021 beschlossen, dem Antrag der BUND Kreisgruppe zu folgen und die Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“ zu unterzeichnen sowie dem Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ e.V. beizutreten.

Ferner stellte der Gemeinderat die Mitarbeit im Projekt „Eigene Vielfalt – Gemeinsam zum Biotopverbund mit Naturschutz und Landwirtschaft“ und ggf. weiterer Projekte und Arbeitskreise dem BUND, Kreisgruppe Ammerland in Aussicht.

Hier der Link zur Bürgerinformation Wiefelstede: http://buergerinfo.wiefelstede.de/to0050.asp?__ktonr=33931

Damit engagiert sich eine weitere Gemeinde explizit für den Biotop- und Artenschutz und hoffentlich erfolgreich für die Biodiversität im Ammerland.

Westerstede tritt dem Bündnis "Kommunen für biologische Vielfalt" bei!

BUND Kreisgruppe mit ihrem Antrag erfolgreich; gleichlautende Anträge in Apen, Bad Zwischenahn und Wiefelstede gestellt

Westerstede, Wittenheimer Strasse (Juli 2020): Randstreifen bietet Pflanzen und Tieren Lebensraum (Foto: S. Grube)

Anfang 2020 reichte die BUND Kreisgruppe Ammerland ihren Antrag ein, die Stadt Westerstede möge die Deklaration “Biologische Vielfalt in Kommunen“ unterzeichen und dem Bündnis “Kommunen für biologische Vielfalt“ beitreten. In der Ratssitzung am 5. Oktober 2020 wurde der Antrag nun einstimmig angenommen! Den gleichen Erfolg erhofft sich die Kreisgruppe nun auch in Apen, Bad Zwischenahn und Wiefelstede, die als einzige Ammerländer Gemeinden dem Bündnis noch nicht angehören.

Kommunen sind bei der Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) besonders wichtige Partner, da ihr Handeln vor Ort für den Erhalt der biologischen Vielfalt entscheidend ist. Angesichts ihrer umfassenden Aufgaben in Planung, Verwaltung und Politik und der damit verbundenen Entscheidung über den Umgang mit Natur und Landschaft vor Ort, haben sie direkten Einfluss auf den Erhalt der biologischen Vielfalt und die Verantwortung, das öffentliche Bewusstsein zur Bedeutung der biologischen Vielfalt zu stärken.

Aktuell haben über 230 Kommunen die Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“ unterzeichnet und sind dem Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ e.V. beigetreten. Im Ammerland sind dies die Kommunen Edewecht, Rastede und nun auch die Stadt Westerstede. Ziel des Bündnisses ist es, den interkommunalen Austausch zu stärken, die inhaltliche Arbeit in den Kommunen zu unterstützen und kommunale Interessen und Bedürfnisse in politische Prozesse hinein zu vermitteln.

Weitere Infos zum Bündnis "Kommunen für biologische Vielfalt" hier:

https://www.kommbio.de/das-buendnis/

https://www.duh.de/projekte/kommunen-fuer-biologische-vielfalt/

 

 

Schutz von Insekten

Insektenschutz sofort: Naturschutzverbände fordern verbindliches Maßnahmenpaket in Niedersachsen! Weitere Infos hier: www.bund-niedersachsen.de/service/presse/detail/news/insektenschutz-sofort-naturschutzverbaende-fordern-verbindliches-massnahmenpaket-in-niedersachsen/

Unter "Publikationen" finden Sie einige Informationen zu Schutz und Förderung von Wildbienen und anderen Insekten.

Weitere Infos hier: "Schutz und Förderung von Insekten"

Galerie zum Projekt Nisthilfen für Insekten

(2021, Fotos: Carola Bloß)